17.03.2020

Review zu PORTRAITS OF ANDREA PALMER

PORTRAITS OF ANDREA PALMER
(Laufzeit: 72:11 Min.)


SEX: 💋

EROTIK: 💋

STORY: 💋💋💋💋💋💋

TECHNIK: 💋💋💋💋💋

Rating: Abturner (1/10 als Porno)
                                 (5/10 als Spielfilm)








Der Film stand eigentlich gar nicht auf meiner Agenda, aber durch Zufall konnte ich den Film die Tage bei einem Freund anschauen. Da der Film auch diverse Hardcoreszenen beinhaltet und teilweise sehr an frühe Outputs des Genres erinnert, passt es dann doch irgendwie. Außerdem werfe ich natürlich auch gerne mal einen Blick auf die massiven negativen Seiten der Branche, welche hier doch ziemlich deutlich gezeigt werden. Wobei es hier natürlich sehr düster geschildert wird. 













Andrea Palmer arbeitet als Camgirl und leidet schon dabei unter psychologischen Problemen. Als sie bei einer Liveübetragung ausrastet, meldet sich ein angeblicher Produzent, verspricht ihr eine gute Zukunft und lockt sie nach Los Angeles. Doch dort angekommen, meldet sich der Mann nicht mehr und ihr Absturz nimmt weiter Fahrt auf. Ohne Geld muss sie Dinge tun die sie niemals machen wollte. Dabei wird sie nicht nur verarscht und um ihr verdientes Geld gebracht, auch Diebstahl und Vergewaltigung sowie ständige Erniedrigung muss sie erdulden - immer mit dem Hintergedanken irgendwann für ihr Kind da zu sein, welches bei ihrer Schwester lebt.  Bis alles immer mehr eskaliert.






PORTRAITS OF ANDREA PALMER ist natürlich kein normaler Pornofilm, sondern eher ein brutales und deprimierendes Underground-Drama, welches aber diverse Hadcoreszenen zeigt. Wer bei diesen in irgendeiner Art Erregung spürt, hat dann tatsächlich ein Ei am wandern. Denn zu keinem Zeitpunkt wollen die Macher eine erotische Stimmung kreieren. Im Gegenteil, sie zeigen ganz deutlich wie hart die Branche und das Leben als Pornodarstellerin sein kann. Denn auch die Grenze zwischen Filmkarriere und Prostitution ist ein schmaler Grat. Drogen, um alles zu ertragen, gehören dabei ebenso dazu, wie eigentlich als Frau nur als pures Fleisch angesehen zu werden. Ein Thema was über die vielen Jahre bekannte und vor allem unbekannte Mädchen hat zerbrechen lassen.














Dabei gibt es einen kurzen Einblick in die Machenschaften der Amateurproduktion, die sich auch gerne mal um die Bezahlung drücken, als auch wie schnell der Kontakt zu dem Abschaum der Straße hergestellt wird. Bekommt man von diesen Leuten irgendwelche Drogen umsonst, so kann man davon ausgehen immer in der Schuld des Händlers zu stehen und deswegen misshandelt und verhökert zu werden. 














So ist das Bild extrem deprimierend was einen hier gezeigt wird. Nur kurz gibt es mal einen Moment der Lust. Als sie bei einem Pornodreh zuschauen soll um zu sehen ob es ihr gefällt, empfindet sie schon Lust und steigt mit ein (aber nur um kurz darauf von der anderen Darstellerin scheiße behandelt zu werden und vom Produzenten kein Geld zu bekommen), und es gibt ein positives Erlebnis als Escortdame, wo der Mann einfach nur den Tag mit ihr verbringen möchte um zu reden – ohne irgendwelche sexuelle Hintergedanken. Dieser Typ wir übrigens von inzwischen verstorbenen William Marold (hier bei Wicked-Area wurde zum Beispiel der Film BLUE ICE mit ihm besprochen) gespielt, der neben seiner Karriere als Pornodarsteller, sich auch immer für die Rechte der Branche und den Darstellern eingesetzt hatte und oftmals aneckte dabei. Doch nach dieser Szene trifft sie der Horror des Alltags umso schwerer.







Gedreht wurde der Film in fünf Tagen auf 16mm und erinnert dabei frappierend an alte roughies aus den 70ern. Dementsprechend braucht man hier keine Hochglanzoptik erwarten, sondern Grobkörnige Bilder. Dachte ich eigentlich solche Filme nicht mehr zu sehen zu bekommen, gibt es hier den Beweis, dass es doch noch möglich ist. Aber nicht als Pornofilm, sondern nur als Untergrund/Independent/Arthouse Drama, wo man sich dennoch Hardcoreszenen erlauben kann.  Die Optik ist dabei rau und hässlich und  zeigt auch ganz klar den Weg der Macher auf. Denn im Gegensatz zu früheren roughies, die auch als Pornofilme funktionieren wollten, ist hier nichts auf die Erregung des Zuschauers aus. Zu deprimierend ist das gezeigte, zu unangenehm sind die Sexzenen und es wurde genau drauf geachtet, dass jeder Geschlechtsakt einfach nicht schön anzuschauen ist. Auch von der Optik der Darsteller her . Das teilweise Gewalt und Zwang angewendet wird kommt auch noch dazu, wobei es dabei nicht allzu unangenehm wird. Dennoch gibt es diverse verstörende Szenen wie die blutige Selbstbefriedigung mit einer Zahnbürste.  







Stehen und fallen tut so ein Film natürlich mit seinen Darstellern. Hier trumpft Hauptdarstellerin Katrina Zova (auch als Katrina Kox bekannt und diverse Pornofilme der härten Sorte gedreht) tatsächlich auf und bietet eine ordentliche Leistung. Wenn auch nicht immer Sicher oder gar großartig. Vor allem kann sie aber den Verlust von Selbstachtung und die innere Selbstzerstörung sehr anschaulich darstellen. Sie ist schon fast wie ein Zombie in einigen Szenen und wirkt Gefühlmäßig wirklich am Ende. Zova macht hier aber wirklich sehr viel mit und wird auch nicht vor SM-Zeug, Urinspiele oder Klistieraktionen verschont. Vermutlich spielte sie sich aber tatsächlich selbst, denn angeblich soll sie auch seit zwei Jahren vermisst sein. Diese Darstellung steigert natürlich den Abscheu des Zuschauers – oder sollte er zumindest. Der Rest der Darsteller ist eher schwach und man merkt ihnen den Amateurstatus an. Am bekanntesten mag noch Pornodarsteller Chad Alva sein, der seit Jahren für diverse Studios tätig ist. Seine Leistung ist aber nur okay und nicht mehr.











Nebenbei fallen dennoch einige technische Mängel auf, wo zum Beispiel das gesprochene Wort nicht zu den Lippenbewegungen passen (hab ihn in englischer Sprache geschaut) und den Untergrundcharakter verstärken. Sonst bekommt man von Los Angeles seine hässlichen Seiten präsentiert und das wird durch die 16mm Aufnahmen, teilweise in Schwarz/Weiß natürlich unterstützt. Dennoch konnte mich der Film nie so richtig packen und mit in die Gefühlswert der Andrea Palmer hineinziehen. Vielleicht ist die Story so und ähnlich zu oft gezeigt wurden – und das auch schon deutlich besser. Sicherlich hat man hiernach einen faden Beigeschmack, aber da haben bessere Inszenierte Filme mich schon mehr getroffen und berührt.  So funktionierte auch das zu erwartende und plakative Ende – um noch einige Splatterfans ins Boot zu holen – nicht mit der Wucht, wie es die Macher sicherlich gedacht haben. Noch eine kleine Randnotiz zum Streifen:  Produziert wurde der Film unter anderem von Joe Rubin, der auch Mitbegründer von Vinegar Syndrome ist. 





PORTRAITS OF ANDRA PALMER ist ein hartes, düsteres und vor allem deprimierendes Untergrunddrama mit vielen (meiner Meinung zu vielen) unschönen Hardcoreszenen, welche den Film eher in Richtung Porno driften lassen. Ganz klar eine Hommage an die vielen dreckigen Werke der 70er, die zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Lust beim Zuschauer entfachen möchte. So kann man den Film natürlich nicht als Porno bewerten, aber insgesamt hat es auch beim Drama nie so wirklich gefunkt. Insgesamt fällt das alles eher Oberflächlich und manchal zu sehr auf das Arthouse-Segment schielend aus. Am Ende versteht man zwar die Message der Macher, aber so richtig weiß man auch nicht was das nun sollte - da die Filmemacher vielleicht auch nicht die besten ihrer Zunft sind. Dennoch gibt es ganz klar eine Klientel für diese Art Filme, die den sicherlich abfeiern. Ich gehöre nicht dazu. Aber das ist okay. Viel schlimmer finde ich Menschen die vielleicht sogar Erregung aus den Szenen ziehen. Wer aber die Schnauze voll hat, von immer gleichen Mainstreamkram, kann sicherlich mal einen Blick riskieren. Ich brauche das nicht unbedingt.




Medium-Rating: 7/10

Der Film ist von 8 Films in zwei Mediabooks in Lederoptik erschienen und beinhaltet die DVD und die Blu-ray. Alle Extras befinden sich nur auf der Blu-ray (!) und diese bietet den Soundtrack, einen Audiokommentar (der sicherlich ganz interessant sein dürfte), den Trailer, eine Bildergalerie und einen ebenfalls verstörenden Kurzfilm. Die Bildqualität ist natürlich kaum Blu-ray würdig passt aber zum Film. Deutscher (billige Synchro die nicht viel hermacht) und englischer Ton sind vorhanden und auch deutsche Untertitel – aber keine englischen wie auf der Hülle steht. Im Booklet gibt es ein paar Infos über den Film und ein Interview mit C.Huston. Insgesamt sicherlich eine ordentliche VÖ für so einen Film. Ob das seinen Preis wert ist, sollte jeder selbst entscheiden.      

Label: 8 FILMS

Sprache: Deutsch, Englisch

Extras: Kurzfilm, Audiokommentar, Soundtrack, Trailer, 
Booklet, Foto-Galerie 
(Extras nur auf der Blu-ray zu finden)

1 Kommentar:

Sinned hat gesagt…

Auf den Film hatte ich mich sehr gefreut wurde leider aber auch ziemlich enttäuscht.
Kann mich deiner Kritik vollkommen anschließen.
Die deutsche Synchronisation macht den Film schon fast unerträglich. Wer also einen Blick riskieren möchte sollte zum O-Ton greifen.


Liebe Grüße